Brief an die Eltern

Mit diesen Zeilen möchte ich mich an alle Eltern wenden, welche ihren Kindern die Natur nahe bringen möchten oder bereits mit dem Gedanken liebäugeln ihre Kinder an einem Fischwasser angeln zu lassen. Möglicherweise möchte Ihre Tochter oder Ihr Sohn aus eigenem Antrieb angeln und Sie sind sich nicht recht sicher, ob es sich dabei um eine gute Idee handelt?

Angler? Jäger & Sammler, Tierquäler oder Naturschützer?

Mit den nachfolgenden Zeilen möchte ich Sie, liebe Eltern, ermuntern sich diesem Thema unvoreingenommen zu nähern und vor einer eventuellen Entscheidungsfindung ein wenig mehr über die Angelei zu erfahren, also eine Art Entscheidungshilfe für Unentschlossene anbieten. Angeln kann in der heutigen Zeit auch dort nützlich und förderlich sein, wo auf den ersten Blick vielleicht kaum ein Zusammenhang erkennbar ist. Die nachfolgenden Zeilen wollen das Auge für einen zweiten, genaueren Blick schärfen.

Ehrlicher Umweltschutz oder profitsteigernde Werbebotschaft

Über die Bedeutung des Natur- und Umweltschutzes in unserer schnelllebigen technischen Zeit wird in allen Medien ohne Unterlass berichtet. Für viele wird dieses Thema aber mehr und mehr zu einer bloßen Worthülse und motiviert bestenfalls zum Ausfüllen eines Spendenerlagscheines. Was ist eigentlich die Natur? Was und vor allem warum soll da eigentlich geschützt werden? Sind die angepriesenen Schutzmaßnahmen auch wirklich sinnvoll oder gar schädlich für unsere Umwelt? Jede(r) muss sich selbst ein eigenes Bild machen. Aber eben dazu muss ich diese schützenswerte Natur kennen und weitestgehend Zusammenhänge verstehen. Und genau das kann eine Freizeitbeschäftigung wie das Angeln leisten. Nämlich Verständnis für die Natur und ihre Zusammenhänge vermitteln. Durch den Aufenthalt in der Natur und das Beobachten der Tier- und Pflanzenwelt wird die Umwelt erfahrbar gemacht. Angeln bildet eine Möglichkeit dafür, sich selbst ein Bild zu machen, um die in den Medien, insbesondere in der Werbung, vermittelten „Naturschutzbotschaften“ besser beurteilen zu können. Frei nach dem Motto „es ist nicht alles bio, wo bio draufsteht“.

Entfremdung von der Natur

Liebgewonnene Helferlein wie PC, Handhelds, Spielekonsolen, Fernsehgeräte, DVD und MP3-Player sind unverzichtbarer Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden. Die Nutzung dieser Gerätschaften dominiert leider auch mehr und mehr das Freizeitverhalten der Kinder. Die Auswirkungen reichen von Entfremdung von der Natur bis hin zu Bewegungsarmut, mit allen bekannten Gesundheitsrisiken und der damit verbundenen steigenden Aggressionsbereitschaft. Unter dem Aspekt dieses Spannungsfeldes gewinnt die Verfügbarkeit eines notwendigen Ausgleichs immer mehr an Bedeutung, weswegen wir vor allem die Jugend ansprechen wollen. Ich bin der Meinung, dass die Fischerei in diesem Zusammenhang sehr viel zu leisten im Stande ist.

Das Fischen selbst 

Fischen ist bedeutend mehr als nur gelangweilt stundenlang einen Bissanzeiger (Schwimmer) zu beobachten. Notwendige Vorbereitungen eines Angeltages beginnen wesentlich früher als am Fischwasser. Der Besuch in der Natur steht im Vordergrund. Während eines Angeltages kann man jede Menge entdecken und erleben. Ein Reh, dass am Gewässerufer im Morgennebel erscheint, ein großer Raubvogel, der plötzlich aus dem Nichts vor deinen Augen auftaucht und seine Beute aufnimmt, Fledermäuse, die knapp über der Wasseroberfläche Insekten fangen, eine Ringelnatter, die am Ufer nach Nahrung sucht oder ein Biber, der mit einem lauten Platsch argwöhnisch untertaucht. Der Wechsel der Jahreszeiten wirkt am Fischwasser seinen ganz besonderen Zauber; brautwerbende Schwäne im Frühjahr, laichende Fische im warmen Frühlingswasser, blühende Seerosen im Frühsommer, Scharen von Wasservögel machen Rast auf ihrem Flug in den Süden und Fischreiher oder Eisvögel, die im Winter an einem Eisloch nach Nahrung suchen lassen sich beobachten. Wird man dann noch mit dem Fang eines schönen Fisches belohnt, so sind das ein tolles Erlebnis und eine wunderbare Erfahrung.

In einem modernen Selbstverständnis sind wir Angler vor allem auch für Hege und Pflege unserer Reviere und unserer Fischbestände verantwortlich. Der richtige Umgang mit der Umwelt und den uns anvertrauten Lebewesen kann nur in der Natur selbst erlebt und dadurch entsprechend vermittelt werden, um das Erfordernis verantwortungsbewussten Handelns zu verstehen. Auf dieser Basis arbeiten wir momentan auch international eng mit dem benachbarten Ausland zusammen, um zu versuchen gemeinsam die Jugend zu erreichen und nachhaltig für unsere Umwelt zu sensibilisieren.

Weiterführende Informationen, wie beispielsweise rechtliche Hintergründe, Veranstaltungen, Jugendkurse, Fischerprüfung, Altersgrenzen, Kosten aber auch Informationen über Umweltschutzleistungen unserer Organisation und selbstverständlich auch Wissenswertes über Angelmöglichkeiten im gesamten Bundesgebiet finden Sie teilweise direkt auf der Jugendhomepage www.fishingkids.at oder auf der Homepage des Arbeiterfischereivereines unter www.fischundwasser.at. Selbstverständlich können Sie sich mit konkreten Frage auch per Email an das Jugendreferat des VÖAFV wenden jugend@fischundwasser.at . Unter der Telefonnummer 01/4032176 gibt Ihnen Koll. Reinhold Kraus auch gerne persönlich Auskunft.

Uns Anglerinnen und Anglern ist es ein besonderes Anliegen, Kindern und Jugendlichen die Notwendigkeit eines sensiblen Umgangs mit bzw. Verständnis für unsere Umwelt nahe zu bringen. Für viele wird die Natur mehr und mehr zu einem abstrakten Begriff und zu einer fernen Welt. Die beste Fernsehdokumentation kann das wirkliche Er-Leben und Be-Greifen der Natur nicht ersetzen. Durch das Fischen wird die Natur im Wechsel der Jahreszeiten erfahrbar und Zusammenhänge begreifbar.

Wir laden Sie ein, sich auf dieses Thema einzulassen und bitten Sie vor allem Ihren Kindern die Möglichkeit zu geben, sich mit unserer Umwelt auseinanderzusetzen und die Natur durch eine wunderschöne aber auch lehrreiche Freizeitbeschäftigung selbst wirklich kennen zu lernen.

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